Boris Palmer sagte das N-Wort, bekam einen Shitstorm, zieht sich jetzt zurück, tritt bei den Grünen aus, will sich professionelle Hilfe holen. Dabei ist er nicht der einzige Grünen-Politiker, der dieses Wort verwendete. Erst vor zwei Jahren rutschte es Annalena Baerbock über die Lippen.
Linke Demonstranten protestierten vor der Frankfurter Goethe-Universität bei einer Migrationskonferenz. Als der Grünen-Politiker Boris Palmer auftauchte, fragten sie ihn, ob er das N-Wort benutze. "Ja, ich benutze das Wort N...", antwortete dieser trocken und versuchte sich zu erklären.
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Er sagte, es komme ihm auf den Kontext an. Er möge es nicht, wenn Leute wegen eines einzelnen Wortes aus dem Kontext gerissen als Nazis abgestempelt werden. Als Beleidigung ist es verwerflich, aber in einer Diskussion, dürfe man es verwenden, so die Argumentation von Palmer, die unter den Buhrufen der Demonstranten unterging. Und dann, dann wurde es noch wilder: "Das ist nichts anderes als der Judenstern", so Palmer und relativierte damit den Holocaust. Später entschuldigte er sich für diese Aussagen und die Relativierungen, kündigte eine Auszeit an und den Austritt von den Grünen.
Baerbock rutschte N-Wort über die Lippen
Dabei gab es bereits in der Vergangenheit Grünen-Politiker, die dieses Wort benutzen, und keine größere Konsequenzen zu spüren bekamen. Erst vor rund zwei Jahren, im Juli 2021, verwendete Annalena Baerbock in einem Interview das N-Wort. Im Gespräch ging es um Antisemitismus und Rassismus. Baerbock begann eine Anekdote über einen Sohn einer Bekannten zu erzählen, der sich geweigert hatte, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das N-Wort stand. Die Grünen ließen anschließend betreffende Stelle mit einem Piepton zensieren.
Baerbock entschuldigte sich für ihren Ausrutscher. "Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert und damit selbst reproduziert", gesteht Baerbock und bittet um Entschuldigung. Ihre Kandidatur für die Bundestagswahl 2021 war dadurch nicht gefährdet. Im Dezember des Jahres wurde sie Bundesaußenministerin.
Auch Göring-Eckardt und Böhmermann sagten das Wort
Wenn man etwas weiter zurückblickt sieht man: Auch Katrin Göring-Eckardt, heutige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, benutzte diese Wort im Zusammenhang einer Diskussion, ob man es noch Aussprechen dürfe. Während einer Sondersendung bei "zdf_neo" mit Jan Böhmermann und Olli Schulz im Januar 2016, bot der umstrittene TV-Moderator Böhmermann der Politikerin unverblümt einen "N...-Kuss" an. Er sprach das Wort aus. Anschließend frägt: "Sagt man N...-Kuss bei Ihnen, bei den Grünen?"
Triggerwarnung: In dem folgenden Video wird das N-Wort verwendet.
Aha Aha - "wenn WIR es machen, ist es okay, oder?" ????????????#böhmermann #kge pic.twitter.com/NMfj77hJuB
— Feroz Khan (@achseostwest) April 30, 2023
Schulz, der heute mit Böhmermann den Podcast "Fest&Flauschig produziert, wirft ein, er habe zuvor bewusst nicht N...-Kuss gesagt, sondern eine andere rassistische Bezeichnung für die heute als Schokokuss bekannte Süßspeise. Auch er Sprach die Wörter aus.
Die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt schien sich nicht daran zu stören. Sie begann, über ihre Schulzeit in der DDR zu erzählen, und sagte: „Als ich in die Schule ging, hieß es auch noch N...-Kuss und kostete 10 Pfennige." Sie sprach das Wort auch aus. Rund fünf Jahre später wurde sie zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages gewählt.
Ausrutscher von Robert Habeck
Robert Habeck, Vizekanzler und Grünen-Politiker, hatte ebenfalls vor rund zwei Jahren, im August einen ähnlichen Vorfall. Zwar rutschte ihm nicht das N-Wort über die Lippen, aber eine andere Bezeichnung, die heute als rassistisch betrachtet wird. Das I-Wort, mit dem man die Ureinwohner Amerikas beschreibt. Zu Gast bei "Maischberger" gab er ein I...-Ehrenwort und erntete dafür einen Shitstorm.