Berlin

Hinweis auf Cyberangriff:
Potsdam geht offline

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Cyberkriminelle wollten aller Voraussicht nach die IT der Stadt Potsdam angreifen. Verwaltungen schalten daraufhin Internet-Systeme ab - mit Folgen für die Bürger. Das LKA versucht, die Hintergründe zu klären. 

Potsdam. Nach Hinweisen auf einen bevorstehenden Cyberangriff sind weite Teile der Stadtverwaltung von Potsdam lahmgelegt. Die Bürger müssen Einschränkungen hinnehmen, da Dienstleistungen nicht funktionieren - etwa das Ausstellen von Pässen, Anfertigen von Urkunden oder Online-Anträge für das Wohngeld. Auch die Stadtwerke Potsdam schalteten Internet- und E-Mail-Verbindungen ab. Das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen. Ab wann die Stadt wieder online ist und der Bürgerservice wieder funktioniert, war unklar.

Die Verwaltung sei von den Sicherheitsbehörden des Landes Brandenburg über einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf die IT-Strukturen informiert worden, teilte die Stadt mit. Daraufhin sei am Donnerstagabend die Internetverbindung gekappt worden, um die Systeme zu schützen. Auch per E-Mail ist die Stadtverwaltung nicht mehr erreichbar. Ein Krisenstab unter Leitung des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike Schubert (SPD) wurde eingerichtet.

Stadt arbeitet an Lösung

«Es ist nicht nur kriminell, sondern asozial in so schweren Zeiten, in denen Bürger von der Beantragung und Auszahlung von Wohngeld und Sozialleistungen abhängig sind, dazu nötige IT-Systeme zu attackieren», sagte Schubert laut Mitteilung am Freitag. Die Stadt sei dabei, die Systeme so auszurichten, dass ab Anfang Januar möglichst mit Ausweichlösungen die Arbeitsfähigkeit insbesondere für die Sozialverfahren aufrechterhalten werden könne. Auch externe IT-Sicherheitsexperten sollten sich um den Schutz der Systeme gegen externe Angriffe kümmern.

Bereits im Januar 2020 hatte es einen Cyberangriff auf die Landeshauptstadt gegeben, deren Internetverbindung rund eine Woche abgeschaltet blieb. Anders als in diesem Fall war damals laut Stadt eine Schwachstelle im System eines externen Anbieters verantwortlich.

Derzeit keine Hinweise für Attacken gegen weitere Kommunen

Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) Brandenburg gehen nun den Hinweisen auf eine bevorstehende Cyberattacke nach. Drohschreiben mit Forderungen seien der Polizei bislang nicht bekannt, sagte die Sprecherin der Polizeipräsidiums, Beate Kardels, am Freitag. Zudem gebe es derzeit auch keine Hinweise auf Cyberattacken gegen weitere Kommunen in Brandenburg.

Die IT-Fachleute des LKA seien im Kontakt mit der Stadt und im Austausch mit anderen Sicherheitsbehörden wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), sagte die Polizeisprecherin. Die Spezialisten wollen ermitteln, wer hinter dem mutmaßlich geplanten Cyberangriff steckt. Sie untersuchen auch, ob es Sicherheitslücken im System der Stadt gibt.

Internet- und E-Mail-Verbindungen gekappt

Auch die Stadtwerke Potsdam entschieden, ihre Internet- und E-Mail-Verbindungen ab Freitagnachmittag abzuschalten. Diese vorsorgliche Maßnahme diene der Gefahrenabwehr und gelte bis zum Montag, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Es seien etwa die Kundendienste betroffen, sagte der Sprecher der Stadtwerke, Stefan Schulz. Aber beispielsweise auch Fahrscheine der Deutschen Bahn könnten nicht verkauft werden. Die Stadtwerke als kommunales Unternehmen sind auch für den Personennahverkehr in Potsdam zuständig.

 

Quelle: dpa

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