"Gagamania im Ally Pally": Der historische Erfolg von Gabriel Clemens begeistert auch Fußball-Star Thomas Müller. Nun kommt es zur ultimativen Prüfung gegen den Weltranglistenersten Price.
London. Nachdem er deutsche Darts-Geschichte geschrieben hatte, fiel eine riesige Last von Gabriel Clemens. Der 39 Jahre alte Saarländer pustete nach seinem 4:1-Sieg über Alan Soutar erstmal tief durch, dann setzte er als erster deutscher Viertelfinalist in der WM-Historie doch noch zu euphorischem Jubel an. "Einfach geil", sagte Clemens in einer ersten Reaktion bei Sport1. An Neujahr bekommt der "German Giant" nun in der Runde der letzten Acht das ultimative Duell mit dem walisischen Weltranglistenersten Gerwyn Price - und das auf der größten Darts-Bühne der Welt.
"Ich habe immer nur gelesen, dass ich eine Runde gewinne. Jetzt bin ich erstmals nach Silvester im Ally Pally. Ich bin damit ganz gut, ich könnte mich dran gewöhnen. Hotel ist gebucht, wir werden irgendwo schlafen können. Wir werden bestimmt auch einen Sekt trinken", sagte Clemens nach seinem dominanten Auftritt am Freitag. Der schwache Schotte Soutar, der zuvor in Daryl Gurney und Danny Noppert zwei gesetzte Profis aus der WM geworfen hatte, hatte am Nachmittag zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Chance.
Thomas Müller zeigt sich euphorisch
Fußball-Star Thomas Müller war begeistert. "Gagamania in #allypally. Auf gehts GaGa, weiter so und hol dir das Ding #dartswm #heisswiefrittenfett #germandartshistory", schrieb der Profi des FC Bayern München bei Twitter. Der Saarländer Clemens war vor zwei Jahren der erste Deutsche, der bei der WM das Achtelfinale erreicht - und ist nun der erste, der beim mit 2,5 Millionen Pfund (rund 2,82 Millionen Euro) dotierten Turnier im Alexandra Palace in der Runde der letzten Acht steht. Das Duell mit dem bislang makellosen Muskelprotz Price, der zu den großen Favoriten zählt, wartet nun an Neujahr.
Für Darts-Deutschland wird es das größte Match der bisherigen Geschichte. "Wenn ich wieder die Leistung bringen kann, glaube ich, dass ich auch Gerwyn Price gefährlich werden kann", sagte Clemens, auf den zum Start ins Jahr 2023 ein echter Feiertag wartet. Am 2. Januar finden abends die Halbfinals statt, einen weiteren Tag später gibt es das mit Spannung erwartete Endspiel.
Darts-Spieler absolvierte dazwischen Feuerwehr-Schichten
Im bisherigen Turnierverlauf hatte Clemens den Iren William O'Connor (3:0) und Jim Williams aus Wales (4:3) besiegt. Beide waren wie Soutar ungesetzt, doch der Feuerwehrmann und Blindenhund-Ausbilder aus Schottland galt als bislang größte Hürde. Der 44-Jährige absolvierte zwischen seinen Matches in London noch Feuerwehr-Schichten und ist auch für die Silvester-Nacht eingeteilt. Auf die Frage, wann er denn überhaupt schlafe, antwortete Soutar: "Im Januar."
Lautstark angefeuert von mehr als 500 deutschen Fans startete Clemens stark. Direkt die erste Aufnahme brachte die Maximalpunktzahl von 180 Zählern - und erfreute die wie immer bunt verkleideten Anhänger, die "Oh wie ist das schön" anstimmten. Den ersten Satz holte sich Clemens daraufhin ohne große Probleme.
Partie von vielen Fehlern geprägt
Die Partie war von vielen Fehlern geprägt und bei weitem nicht so unterhaltsam und hochklassig wie das Drittrundenduell mit Williams, doch Clemens hatte auch diesmal wieder seine starken Momente. Als er beim Stand von 1:1 im dritten Satz über Bullseye ein Finish meisterte, jubelte er ausgelassen in Richtung seiner Box um Freundin Lisa. Der vierte Satz wurde zu einem Krimi, den Clemens nervenstark für sich entschied. Danach war die Partie schnell entschieden, auch wenn es im fünften Satz noch einmal knapp wurde.
Nach drei emotionalen WM-Einzelerfolgen, die sportlich aber in die Kategorie "Pflichtsieg" fielen, wartet nun die ultimative Prüfung für Clemens. Der frühere Rugby-Profi Price ist in Form und muss die 500 000 Pfund (rund 566 000 Euro) für den Titel holen, um auch am Tag nach dem WM-Endspiel am 3. Januar (21.00 Uhr/Sport1 und DAZN) der Primus der Darts-Welt zu bleiben. Nach seinem 4:1-Sieg über José de Sousa aus Portugal hatte Price gesagt, er wisse gar nicht, wer sein Gegner im Viertelfinale sei. Zuvor hatte der ehemalige Rugby-Spieler Ex-Weltmeister Raymond van Barneveld deutlich mit 4:0 besiegt.
Quelle: dpa