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Gasversorgung gefährdet? Die Angst vor leeren Speicher ist zurück

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Wird es im nächsten Winter so kalt wie 2010, bekommt Deutschland ein Gasversorgungsproblem. Davon gehen neue Modellrechnungen aus. Auch bei normalen Temperaturen sinken demnach die Füllstände bis Ende April 2024 auf fast leer.  

Berlin. Der Verband der Gasspeicherbetreiber hält im kommenden Winter 2023/24 bei kalten Temperaturen einen Erdgasengpass für möglich. Dies geht aus neuen Modellierungen hervor, die die Initiative Energien Speichern (Ines) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Demnach werden im Szenario eines kalten Winters wie 2010 die Gasspeicher bereits im Januar 2024 vollständig entleert. "Treten kalte Temperaturen auf, kann also ein von derzeitigen Einsparungen geprägtes Verbrauchsniveau vermutlich nicht mehr vollständig gedeckt werden", sagte Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke.

Folge einer sogenannten Gasmangellage sei eine "Eskalation der Preissituation". Industrielle Gasverbräuche und Stromerzeugung durch Gas würden "in die Knie gezwungen". Die Wärmeversorgung der Haushalte sieht der Verband in solch einem Fall allerdings nicht in Gefahr.

Zum Vergleich: Ende Januar 2023 lag der Füllstand der deutschen Gasspeicher unter anderem wegen milder Temperaturen bei knapp 79 Prozent.

Prognose: Ende April 2024 Füllstand von 5 Prozent

Die Gasversorgungssicherheit in Deutschland sei noch nicht wiederhergestellt, betonte Bleschke. "Für den Winter ist es von entscheidender Bedeutung, die Gasspeicher zu befüllen und die Verbräuche stark zu reduzieren, wenn es kalt wird." In die Berechnungen miteinbezogen wurden laut Verband auch die im kommenden Winter geplanten neuen LNG-Terminals an den deutschen Küsten.

Bei normalen Temperaturen, für die der Verband das europäische Wetterjahr 2016 zu Grunde legt, werden für Anfang September volle Speicher angenommen, die bis Anfang November voll bleiben. Danach sinken die Füllstände dem Modell zufolge deutlich und unterschreiten Anfang Februar 2024 mit 33 Prozent sogar das gesetzliche Speicherziel von 40 Prozent. Ende April wird dann noch ein Füllstand von 5 Prozent angenommen. Zum Vergleich: Mitte April 2023 waren die deutschen Speicher zu gut 64 Prozent gefüllt.

Der Verband hat 14 Mitglieder. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben rund 90 Prozent der deutschen Speicherkapazitäten und etwa 25 Prozent der Gasspeicherkapazitäten in der EU.

 

Quelle: dpa
 

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