Viele Weggefährten würdigen Béla Réthy zum Ende der Reporter-Karriere. Im Fußball reizt den 66-Jährigen noch ein bestimmtes Thema - zunächst stehen aber andere Dinge im Fokus.
Al-Chaur. Nach all den Würdigungen für eine außergewöhnliche TV-Karriere musste Béla Réthy durchschnaufen. Im ZDF-Studio stimmte das Publikum animiert von Per Mertesacker «Es gibt nur ein' Béla Réthy!» an, wenig später legte der 66-Jährige das Live-Mikrofon endgültig ab. «Das muss ich jetzt erst einmal sacken lassen», sagte Réthy der Deutschen Presse-Agentur auf der Tribüne des Al-Bait Stadions bei der WM in Katar. «Jetzt kommt Weihnachten, dann kommt der Januar, und dann gucken wir mal. Dann fallen einem bestimmt schnell die Samstage auf, weil man dann plötzlich nicht mehr zur Bundesliga los muss. Dann beginnt ein neues Leben.»
Nach mehr als 380 Live-Übertragungen ist der TV-Reporter am Mittwochabend (MEZ) in den Ruhestand gegangen. Der Kommentator hatte beim 2:0 Frankreichs im WM-Halbfinale gegen Marokko seinen letzten Einsatz für das ZDF.
«Ich liebe schon ein bisschen Béla Réthy», sagte Christoph Kramer. «Ich bin mit ihm groß geworden, ich verbinde mit dieser Stimme ganz, ganz große Events. Tausend Dank für ganz viel Gänsehaut.» Ex-Weltmeister Mertesacker erinnerte an dem gemeinsamen Kommentar beim Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool Ende Mai dieses Jahres. «Das waren ganz tolle Zeiten. Du hast alle mitgenommen in aller Bescheidenheit. Ich hatte gar keinen Plan vom Kommentieren. Du hast mich aufgenommen und durchgeschleppt», sagte Mertesacker.
Für Réthy stehen nun zunächst andere Dinge als Fußball im Vordergrund. «Ich möchte mehr Zeit mit einem Enkel verbringen und ihn aufwachsen sehen», sagte er bereits zuvor. Nach einer Verschnaufpause kann sich der Journalist aber vorstellen, auch wieder zu arbeiten. «Irgendetwas medien-mäßiges ist möglich», sagte der Reporter, der bei zehn Weltmeisterschaften für das ZDF im Einsatz war.
Eine Reportage über die Copa Sudamericana findet der in Brasilien aufgewachsene Journalist reizvoll. Der südamerikanischer Fußballwettbewerb für Vereinsmannschaften werde «bei uns in Deutschland oft unterschätzt»«, sagte Réthy. Zunächst wolle er aber «die Terminlosigkeit» genießen.
Réthy war seit 1986 bei allen Fußball-Weltmeisterschaften für das ZDF im Einsatz, seit 1994 als Live-Reporter bei allen großen Turnieren.
Quelle: dpa