Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme kritisiert die Zusammensetzung des Expertengremiums im Deutschen Fußballbund. DFB-Chef Bernd Neuendorf wehrt sich.
Die frühere Fußball-Nationalspielerin Tabea Kemme hat eine einseitige Besetzung des neuen Expertengremiums beim DFB kritisiert. «Wir reden immer viel über Diversität und letztendlich schaffen wir es selbst nicht, diese Werte umzusetzen», sagte die 30-Jährige in ihrer Funktion als Expertin bei "Magenta TV" am Dienstagabend. Insgesamt gebe es aus ihrer Sicht «enormes Potenzial, uns breiter aufzustellen». Direkte Kritik an den Experten vermied Kemme und sagte: «Grundsätzlich haben diese Menschen den Fußball sehr geprägt, da zolle ich meinen Respekt.»
Beratung über DFB-Zukunft nach WM-Debakel
Die Expertengruppe unter der Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) bilden Karl-Heinz Rummenigge (67), Rudi Völler (62), Oliver Kahn (53), Matthias Sammer (55) und Oliver Mintzlaff (47). Das Gremium soll über die Zukunft der DFB-Auswahl nach dem frühen Ausscheiden bei der WM in Katar und die künftige Besetzung des Postens des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Bierhoff beraten.
Es sei «ein grobes Foul, die Lösung des Systems im System zu suchen», sagte Kemme beim Nachrichtenportal «t-online».
Reaktion: Erstes Ziel nicht Diversität
Neuendorf lässt die Kritik nicht gelten. "Es war nicht unser erstes Kriterium, hier für Vielfalt und Diversität zu sorgen, das machen wir an anderer Stelle im Verband", sagte er am Dienstagabend in der ARD.
Dabei verwies er auf eine diverse Zusammensetzung von Gremien im Verband. "Hier ist es einfach so, dass wir Menschen brauchen, die über eine Menge Erfahrung verfügen, die in der Männer-Nationalmannschaft gespielt haben, die für den DFB gearbeitet haben, die über einen reichen Erfahrungsschatz im Profigeschäft, die über eine Reihe von Kontakten verfügen", sagte Neuendorf über die Expertengruppe.
Die Kritikerin Kemme lud Neuendorf zu einem Gespräch ein. "Das nehme ich gerne an", sagte Kemme.
"Wichtigste Mannschaft des Landes ist Nationalelf"
Gremiumsmitglied Rummenigge ließ indes keinen Zweifel an der Tragweite der kommenden Entscheidungen. Er will für einen Stimmungswandel in Deutschland sorgen. "Die wichtigste Mannschaft des Landes ist nicht Bayern München, sondern die Nationalelf", sagte der ehemalige Vorstandschef des FC Bayern der Mediengruppe "Münchner Merkur/tz". "Ich kenne von meinen 95 Länderspielen das unbeschreibliche Gefühl, die Nationalhymne zu hören. Aber während bei der WM die argentinischen oder kroatischen Fans mit Stolz ihrer Mannschaft zujubeln, ist die Stimmung hierzulande auch dem Team gegenüber sehr gedämpft. Das gilt es wieder zu ändern."