Luise (12) wurde von ihrer besten Freundin (13) erstochen

15.03.2023

Diese Tat macht sprachlos: Zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen gestehen, die zwölfjährige Luise erstochen zu haben. Am Opfer entdecken Rechtsmediziner zahlreiche Messerstiche. Doch das Strafrecht greift bei so jungen mutmaßlichen Täterinnen nicht.  

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Freudenberg/Koblenz. Wie die "Bild"-Zeitung erfuhr, war das 13-Jährige Mädchen die beste Freundin von Luise. Diese übernachtete auch von Freitag auf Samstag bei ihr. Unklar ist noch, wann die Komplizin (12) hinzu kam und warum genau die drei Freundinnen in den angrenzenden Wald auf rheiland-pfälzischem Gebiert nahe der Landesgrenze gingen.  

Laut "Bild"-Informationen soll die Ältere der beiden mutmaßlichen Täterinnen, die jüngere Komplizin zu den furchtbaren Angriff gezwungen haben. Nach der tödlichen Messerattacke holte der Vater der Zwölfjährigen seine Tochter ab. Die Ältere ging nach Hause und rief dort die Eltern von Luise an. Sie sagte, Luise hätte sich melden sollen, wenn zu Hause angekommen ist, tat dies allerdings nicht. Erfolglos habe sie versucht, sie auf ihrem Handy zu erreichen, schilderte das Mädchen (13) die Vorkommnisse gegenüber den Eltern der Verstorbenen. 

Was war geschehen und was wir bisher wissen:

Zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen haben gestanden, die zwölfjährige Luise aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg erstochen zu haben. Die verdächtigen Mädchen und das Opfer hätten sich gekannt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Koblenz mit. Zum Motiv machten sie mit Verweis auf die noch strafunmündigen Kinder keine Angaben. Vermutlich hätten "irgendwelche Emotionen" eine Rolle gespielt. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich bestürzt: "Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg."

In der Rechtsmedizin der Uniklinik Mainz waren bei der Obduktion zahlreiche Messerstiche an der Leiche der Zwölfjährigen festgestellt worden. Luise sei verblutet. "Wir haben derzeit noch keine Tatwaffe", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz, Mario Mannweiler. Polizisten suchten das Gelände um den Tatort am Dienstag erneut ab.

Widersprüchliche Aussagen führte sie ins Visier der Ermittler

Die tatverdächtigen Mädchen waren ins Visier der Ermittler geraten, weil ihre Aussagen aus einer ersten Anhörung im Widerspruch zu den Aussagen anderer Zeugen standen. Bei einer nochmaligen Anhörung im Beisein von Erziehungsberechtigten und Psychologen seien sie am Montag mit den Widersprüchen konfrontiert worden und hätten die Tat schließlich gestanden. Beide Mädchen seien der Polizei zuvor nicht aufgefallen.

"Nach über 40 Dienstjahren gibt es immer noch Ereignisse, die einen sprachlos zurücklassen", sagte der Koblenzer Polizei-Vizepräsident Jürgen Süs. Mannweiler sprach von einem erschütternden Fall: "Das ist kein Alltag."

Das passiert jetzt mit den Mörderinnen

Da die mutmaßlichen Täterinnen noch Kinder sind, bedeutet dies laut Mannweiler, "dass keine strafrechtlichen Sanktionen erfolgen können, weil das Gesetz das verbietet". Die 12 und 13 Jahre alten Mädchen seien "in einem geschützten Raum in der Obhut des Jugendamtes".

Die vermisste zwölfjährige Luise war am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden. Am Montag hatten die Behörden bekanntgegeben, dass das Kind Opfer eines Verbrechens geworden war.

Die Schülerin war zuletzt am Samstag gegen 17.30 Uhr in Freudenberg gesehen worden, als sie nach dem Besuch einer Freundin zu Fuß den Heimweg antrat. Als die Zwölfjährige nicht nach Hause kam, hatten die Eltern nach etwa drei Stunden den Notruf gewählt. Es sei dann noch am Samstag eine Suchaktion mit Mantrailer-Spürhunden, einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera, Drohnen sowie Kräften von Polizei und Feuerwehr in einem sehr unwegsamen Waldgelände gestartet worden, hieß es.

Nach Hinweisen habe dann ein Hundeführer der Polizei die Leiche des Mädchens am Sonntag in einem Böschungsbereich auf rheinland-pfälzischem Gebiet nahe der Landesgrenze gemeldet. Laut Mannweiler übernimmt in Kürze die Staatsanwaltschaft Siegen die Ermittlungen für "Restabklärungen".

Mörderinnen nicht mehr bei ihren Eltern

Die beiden Mädchen leben vorerst nicht mehr bei ihren Eltern. Die beiden 12- und 13-Jährigen seien "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht", teilte der zuständige Kreis Siegen-Wittgenstein mit. "Das ist auch damit verbunden, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen."

Die Mädchen hätten aber weiterhin Kontakt zu ihren Eltern. "Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt", teilte der Kreis mit. Auch für die beiden Tatverdächtigen handele es sich um eine "ganz außergewöhnliche Situation, die viel Empathie und umsichtiges Agieren erfordert", sagte Kreis-Jugenddezernent Thomas Wüst.

Auch mit der Familie der getöteten Zwölfjährigen stehe der Kreis in Kontakt. "Sobald die Familie von Luise dies wünscht, steht das Kreisjugendamt der Familie jederzeit zur Unterstützung zur Verfügung", teilte die Kreisverwaltung mit.

Reaktionen aus der Politik 

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) äußerte sich betroffen. "Dass offenbar zwei kleine Mädchen diese abscheuliche Tat begangen haben, lässt sich kaum begreifen und macht tief betroffen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gesetzgeberischen Handlungsbedarf - etwa in Form einer Absenkung des Alters für Strafmündigkeit - sieht Buschmann nicht. Kinder unter 14 Jahren würden zwar strafrechtlich nicht belangt, "aber unsere Rechtsordnung kennt andere Wege, um darauf zu reagieren, etwa das Kinder- und Jugendhilferecht sowie das Familienrecht", sagte er.

NRW-Regierungschef Wüst sagte, es sei unvorstellbar und kaum auszuhalten, dass Kinder zu solchen Taten fähig seien. "Die geschilderten Details lassen uns erschaudern." Was diese Tat in der Orts- und der Schulgemeinschaft von Luise auslöse, lasse sich bestenfalls erahnen. "Wo das Land helfen kann, wird das Land helfen", versicherte der Ministerpräsident. "Der Familie wünschen wir die notwendige Kraft, durch diese Zeit unfassbaren Schmerzes zu kommen."

Warum?

Wer mit den Menschen in der Freudenberger Innenstadt spricht, stößt immer wieder auf die eine Frage: Warum? Warum musste die Schülerin sterben? Und warum begingen zwei Kinder wohl eine so grausame Tat?

Dass Kinder unter 14 Jahren Gewalttaten wie schwere Körpverletzung, sexuellen Missbrauch, Totschlag oder Mord begehen, kommt eher selten vor. 2021 ist die Zahl der tatverdächtigen Kinder in diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr bundesweit angestiegen (7477 zu 7103). Verglichen mit 2019 gab es 2021 jedoch einen Rückgang um rund zehn Prozent.

Bei den Delikten gegen das Leben sind die absoluten Zahlen äußerst niedrig: 2021 gab es in diesem Bereich bundesweit 19 tatverdächtige Kinder, darunter vier Mädchen. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr stark, in den vergangenen 20 Jahren lagen sie jährlich zwischen vier und 21 Tatverdächtigen. Zur Einordnung: Laut Statistischem Bundesamt lebten in diesem Jahr rund 8,5 Millionen Kinder unter 14 Jahren in Deutschland.

Quelle: dpa
 

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