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Eine Frage der Zeit: Aquadom war eine tickende Bombe

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Eine Million Liter, rund 5000 Badewannen voll Wasser knallen in einem Schub auf den Boden. Die Explosion des Aquadoms löste sogar ein messbares Erdbeben aus. Ein Plexiglas-Experte erzählt nun, dass ein Materialversagen absehbar war. 

Die Betreiber und Hersteller des Doms könnten wohl zu unvorsichtig mit dem riesigen Aquarium umgegangen sein. Gegenüber der "Bild"-Zeitung verrät ein Plexiglas-Experte nun: „Das ist eine Zeitbombe. Reynolds hätte sagen müssen: Der Dom hält nicht ewig.“ Reynolds Polymer ist eine Tochterfirma des Acrylglasherstellers. 

Eine Frage der Zeit: Aquadom war eine tickende Bombe
© AquaDom Berlin
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Nachdem es für Acrylglasbecken keine Bauvorschrift gibt, wurde eine Sondergenehmigung beantragt, welche vom Berliner Bausenat erteilt wurde - unbefristet. Eine generelle Angabe, wie lange ein solches Konstrukt hält, ist naturgemäß schwierig, da es ja auch keine vergleichbaren Bauten gibt. "Es gibt Rechenbeispiele mit 25 Jahren“, erklärt Hermann Schuran, Ex-Eigentümer der Firma „Schuran Seawater Equipment“, im "Bild"-Interview.

Mutmaßlich mangelhafte Sanierung als Ursache

Schuran erzählt, wie der Aquadom hätte saniert werden müssen: "Das ganze Aquarium hätte nach dem Bau und später nach der Sanierung mit einem Ofen auf 80 Grad aufgeheizt werden müssen. Das ist möglich, aber sehr aufwendig.“ Sollte dieser wichtige Schritt ausgelassen werden, könnten Spannungsrisse im Glas entstehen. Nachdem in der Sondergenehmigung keine besonderen Vorschriften für die Prüfung der Sicherheit des Aquariums gemacht wurden, ist es gut möglich, dass hier fahrlässig agiert wurde. "Als Betreiber lässt man solch ein Bauwerk mindestens alle zwei Jahre überprüfen.", meint Schuran. 

Riesenaquarium in Berliner Hotel geplatzt

Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Straße vor einem Hotel. In dem Hotel Radisson Blue war das riesige Sea Life Aquarium geplatzt. Wasser strömte bis auf die Straße.

© dpa/Christoph Soeder
× Riesenaquarium in Berliner Hotel geplatzt

Die "Bild"-Zeitung hat nachgefragt und erhielt vom Bausenat folgende Antwort: "Sie enthielt die Verpflichtung für Eigentümer und Betreiber, regelmäßig den Zustand der Konstruktion und ihre Einzelteile zu kontrollieren.“ Der Begriff "regelmäßig" gibt natürlich einen gewissen Spielraum her. 

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