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EU-Asylbehörde warnt:
Bereits 790.000 Asylanträge

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Allein im Zeitraum von Januar bis Oktober wurden EU-weit rund 790.000 Asylanträge gestellt - 190.000 davon in Deutschland. Ein Anstieg um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Eine-Million-Marke könnte noch dieses Jahr geknackt werden. 

Die Chefin der EU-Asylbehörde (EUAA), Nina Gregori, geht von einer weiteren Zunahme von Asylbewerbern in der Europäischen Union aus. "Es ist ziemlich klar, dass die steigenden Antragszahlen in absehbarer Zeit anhalten werden", sagte Gregori den Zeitungen Funke Mediengruppe (Online Montag). Instabilität und Bedrohungen der menschlichen Sicherheit seien Merkmale der heutigen Welt. "Leider sind sie nicht vorübergehend."

Die geopolitischen Entwicklungen in den Jahren 2021 und 2022 hätten direkte Auswirkungen auf den Bedarf an internationalem Schutz und führten zu einer zunehmenden Vertreibung in EU-Länder, sagte Gregori. Zwischen Januar und Oktober dieses Jahres seien in der EU fast 790 000 Asylanträge gestellt worden. Das sei ein Anstieg von 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl bleibe aber unter den aus den Jahren 2015 und 2016, fügte Gregori hinzu.

Antragssteller überwiegend aus Afghanistan, Syrien und der Türkei

Nach Angaben der EU-Asylbehörde stammen die meisten Asyl-Antragsteller aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Auch in Deutschland stieg zuletzt die Zahl der Asylbewerber.

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine müssen in der EU kein langwieriges Asylverfahren durchlaufen. Sie erhalten seit kurz nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine vorübergehenden Schutz. Gregori zufolge sind dafür 4,7 Millionen Menschen registriert worden. Die Aktivierung der Richtlinie über vorübergehenden Schutz habe den Zusammenbruch der nationalen europäischen Asylsysteme verhindert, sagte Gregori. Die Millionen Registrierungen hätten die europäischen Aufnahmesysteme aber "unter erheblichen Druck" gesetzt.

Gregori forderte Fortschritte bei der geplanten EU-Asyl- und Migrationsreform. Sie begrüße eine Erklärung auf EU-Ebene, dass vor den Europawahlen 2024 strukturelle Lösungen gefunden werden sollen. "Fortschritte bei diesen Themen werden wichtig sein."

Deutschland EU-weit mit den meisten Anträgen 

Deutschland hat im europäischen Vergleich mit Abstand die meisten Asylanträge. Insgesamt sind es hierzulande 190.749 Personen, welche Asyl beantragt haben, wie das "Handelsblatt" berichtet. Damit ist Deutschland alleiniger Spitzenreiter. Auf dem zweiten Platz folgt Frankreich (67,5 Mio. Einwohner) mit 115.820 Anträgen. Spanien und Österreich befinden sich auf Platz drei und vier mit je knapp 110.000 Anträgen. Schlusslichter sind Lettland (548), Slowakei (382) und Ungarn (43). Ukrainische Staatsbürger sind in dieser Statistik nicht inkludiert. 

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