Erneutes Beben! Über 1.900 Tote in der Türkei und Syrien

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Erst bebt es nachts, dann mittags erneut: Das ganze Ausmaß der Katastrophe an der türkisch-syrischen Grenze ist noch nicht abzusehen, die Zahl der Toten steigt und steigt. Internationale Hilfe läuft an 

Istanbul/Damaskus. In der Türkei und in Syrien sind infolge der starken Erdbeben mindestens 2300 Menschen getötet worden. Der türkische Katastrophenschutz gab am Montagabend bekannt, dass im Südosten des Landes bisher 1498 Menschen Opfer des Erdbebens geworden seien. In Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 850, wie das Gesundheitsministerium sowie die Rettungsorganisation Weißhelme mitteilten. In dem Bürgerkriegsland seien bei der Katastrophe mehr als 2300 Menschen verletzt worden. In der Türkei sind bisherigen Erkenntnissen zufolge 8533 Menschen verletzt worden.

Es werden etliche weitere verschüttete Menschen unter den Trümmern vermutet. Den Menschen in den Katastrophenregionen steht laut Wetterbericht eine kalte Nacht, teilweise mit Minusgraden, bevor. 

Dem Katastrophendienst Afad zufolge hatte das Hauptbeben am Morgen mit Epizentrum im südtürkischen Kahramanmaras eine Stärke von 7,7. Mittags erschütterte ein Beben der Stärke 7,5 dieselbe Region, wie in Istanbul die Erdbebenwarte Kandilli meldete.

Auch im Libanon und im Irak bebte die Erde, ebenso auf der nahe gelegenen Mittelmeerinsel Zypern. Nach Angaben von EU-Vertretern war das Erdbeben in der Nacht zum Montag eines der stärksten in der Region in mehr als 100 Jahren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939.

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In der Nacht hatte ein Beben mit der Stärke 7,7 die Türkei und Syrien erschüttert, es folgten etliche Nachbeben - eines davon mit der Stärke 7,6, wie Afad mitteilte. Beide Beben hatten ihr Epizentrum in der Provinz Kahramanmaras. Die Erschütterungen waren in mehreren regionalen Nachbarländern zu spüren, darunter im Libanon, im Irak sowie in Zypern und Israel.
 

Enorme Schäden sind entstanden 

Das Epizentrum des ersten schweren Bebens lag nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Es gab eine große Zahl von Nachbeben. Regen, Schnee und Kälte erschwerten die Rettungseinsätze. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte zu, Deutschland werde selbstverständlich Hilfe schicken.

Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert die Entsendung von europäischen Rettungskräften in die Türkei. Erste Teams aus den Niederlanden und Rumänien seien bereits unterwegs, sagte der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic. In einer Stellungnahme sprachen der Slowene und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell von einem der stärksten Beben seit mehr als 100 Jahren in der Region.

In Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums sagte laut Sana, dies sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Präsident Baschar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Der Verlust von Menschenleben und die Zerstörung infolge des Erdbebens breche einem das Herz, schrieb der UN-Syrien-Vermittler Geir Pedersen auf Twitter. Viele Menschen in der Region litten ohnehin schon enorm und zudem sehr lange.
 

Erneutes Beben! Über 1.900 Tote in der Türkei und Syrien
© APA/AFP/Bakr ALKASEM
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Unter den eingestürzten Gebäuden in der Türkei war neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In der Stadt Gaziantep wurde laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu auch die Burg stark beschädigt. Sie ist ein Unesco-Weltkulturerbe. 

Internationale Hilfe läuft an

Menschen in der Türkei wurden aufgerufen, wegen der Kommunikationsengpässe online zu telefonieren und nicht über das Handy-Netz, damit vorrangig Verschüttete erreicht werden können. Die Temperaturen in den betroffenen Gebieten liegen zurzeit oft im Minusbereich. An manchen Orten schneite es stark.

Im Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee etwa in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden.

Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung, Essenspakete und Babynahrung.

Auch im Libanon, der an Syrien grenzt, war das Erdbeben zu spüren. In der Hauptstadt Beirut verließen Anwohner teils fluchtartig ihre Häuser. Zu spüren war das Beben auch in Israel. Nach Angaben der israelischen Polizei gab es aber keine Verletzten oder Schäden.

Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken - ebenso taten dies Finnland und Schweden trotz der türkischen Blockade ihrer Nato-Anträge. Auch Israel will der Türkei Hilfe leisten.

Die EU-Spitzen zeigten sich erschüttert. "Wir trauern mit den Familien der Opfer", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter. Sie sagte den Menschen in der Türkei und in Syrien Solidarität der EU zu. Unterstützung sei bereits auf dem Weg und man sei bereit, "weiterhin auf jede erdenkliche Weise zu helfen". Zuvor hatte das EU-Zentrum für Katastrophenhilfe bereits begonnen, die Entsendung europäischer Rettungskräfte in die Türkei zu koordinieren.

Ähnlich wie von der Leyen äußerten sich auch EU-Ratschef Charles Michel und die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola.

In Italien gab der Zivilschutz noch in der Nacht zu Montag eine Tsunami-Warnung aus, die wenige Stunden später zurückgenommen wurde. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb auf Twitter, die Nato-Partner der Türkei seien bereit, Unterstützung zu mobilisieren. 

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Schockierendes Video hält den Einsturz eines Hauses fest

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 16:54

Expertin: Katastrophenvorsorge bei Erdbeben verbessern

Nach den schweren Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat sich eine Bauexpertin für eine bessere Katastrophenvorsorge in Europa ausgesprochen. Europa brauche dringend eine länderübergreifende Strategie, weiter angepasste erdbebensichere Bauvorschriften und Nachrüstungen im Gebäudebestand, sagte Bauingenieurin Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

 16:45

Athen: Rettungsmannschaft fliegt ins Katastrophengebiet der Türkei

Eine erste Gruppe von 21 griechischen Rettern mit zwei Spürhunden ist am Montagnachmittag von einem Militärflughafen nahe Athen in die von schweren Erdbeben heimgesuchten Gebiete im Südosten der Türkei abgeflogen. Dies teilte der griechische Zivilschutz mit. "Griechenland wird sofort helfen", hatte zuvor der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis erklärt.

Griechenland verfügt über Rettungsmannschaften (EMAK) mit großer Erfahrung in von Erdbeben betroffenen Regionen, da das Land – wie auch die Türkei - immer wieder Beben erlebt. Die beiden Nato-Mitglieder hatten sich bereits gegenseitig bei schweren Erdbeben in der Türkei und Griechenland im Jahr 1999 geholfen. Diese Hilfe, die unter dem Namen Erdbebendiplomatie bekannt ist, leitete damals eine Phase der Entspannung ein.

Athen und Ankara streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. Die Spannungen hatten in den vergangenen drei Jahren einen neuen Höhepunkt erreicht.

 15:53

Schulen in der Türkei bleiben nach Erdbeben eine Woche zu

Nach den verheerenden Erdbeben mit etlichen Toten beiben die Schulen in der Türkei für eine Woche geschlossen. Der Unterricht werde türkeiweit bis zum 13. Februar pausieren, teilte Bildungsminister Mahmut Özer laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montag mit. Einige Bildungseinrichtungen im Land brachen zudem in die betroffenen Gebiete auf, um dort Hilfe zu leisten.

 15:24

Sportveranstaltungen in Türkei ausgesetzt

Nach der Erdbebenkatastrophe in der türkisch-syrischen Grenzregion sind alle Sportveranstaltungen in der Türkei abgesagt worden. Dies gab der türkische Sportminister Mehmet Muharrem Kasapoglu am Montag bekannt. "Alle nationalen Sportorganisationen, die in unserem Land stattfinden sollen, wurden bis auf Weiteres ausgesetzt", twitterte der Minister.

Zuvor hatte bereits der türkische Fußballverband TFF alle Spiele abgesagt. "Wir sprechen den Familien, Angehörigen und der Nation unserer Bürger unser Beileid aus und wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung", teilte der Verband mit.

 15:08

Ehemaliger Hannover-Profi unter den Verletzten

Der frühere Hannover-96-Profi Baris Basdas gehört zu den mehreren tausend Verletzten nach den schweren Erdbeben in der Türkei. Das bestätigte sein Berater Serdar Topcu am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Bild.de" hatte zuerst darüber berichtet. Der in Köln geborene Basdas spielt seit Februar 2022 für den türkischen Zweitligisten Yeni Malatyaspor. Nach Angaben seines Beraters sprang der 33-Jährige am frühen Montagmorgen nach den ersten Beben aus dem Fenster seines Zimmers, das im zweiten Stock des Trainingsgeländes seines Clubs liegt. Dort übernachten auch immer wieder mehrere Spieler von Malatyaspor.

"Er hat sich den Fuß gebrochen und Probleme mit der Schulter", sagte Topcu, der telefonischen Kontakt zu seinem Klienten hält. "Es sind Minusgrade dort, es liegt Schnee. Aber die Spieler sitzen draußen auf dem Trainingsplatz des Vereins, weil sie sich dort am sichersten fühlen. Niemand traut sich wegen der vielen Nachbeben mehr in die Häuser." Auch die medizinische Untersuchung bei Basdas sei nur "schnell, schnell gegangen", schilderte sein Berater. Aktuell gebe es in der Stadt zu wenig Ärzte für mehrere hundert Verletzte.

Wie der Club auf seiner Internetseite bekannt gab, wurde Torwart Eyüp Türkaslan in Malatya unter Trümmern begraben. Seine Ehefrau und das gemeinsame Kind konnten gerettet werden, die Suche nach dem 28 Jahre alten Profi sei mittlerweile aber eingestellt worden.

 14:54

Warum es in der Türkei immer wieder zu schweren Beben kommt

Kaum ein Land ist häufiger von schweren Erdbeben betroffen als die Türkei. Sie liegt auf der kleinen Anatolischen Platte, die zwischen der nordwärts driftenden Arabischen Platte und der eurasischen Platte nach Westen verschoben wird. Die entstehenden Spannungen entladen sich regelmäßig in Beben. Eine Auswahl der schwersten in der Region.

 14:50

Scholz spricht Erdogan nach Erdbeben sein Beileid aus

Nach der Erdbeben-Katastrophe an der türkisch-syrischen Grenze hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sein Beileid ausgesprochen. "Mit großer Bestürzung habe ich von den vielen Todesopfern und Verletzten durch die Erdbeben in der Region Gaziantep erfahren", schrieb Scholz in einem Kondolenztelegramm am Montag. Seine Gedanken seien bei den Verletzten und Angehörigen. "Deutschland steht bereit, bei der Bewältigung dieses Unglücks Hilfe und Beistand zu leisten", schrieb er weiter.