Er ist vor fast zehn Jahren zurückgetreten und inzwischen 95 Jahre alt: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. Nun ruft sein Nachfolger zu Gebeten für ihn auf, denn der frühere Präfekt der Glaubenskongregation sei sehr krank.
Rom. Sorge um Benedikt XVI.: Der emeritierte Papst ist nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus "sehr krank". Franziskus bat am Mittwoch alle katholischen Gläubigen um ein "spezielles Gebet" für den 95-Jährigen, der schon länger körperlich schwach ist. "Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche - bis zum Ende", sagte er zum Ende der Generalaudienz im Vatikan.
Zustand verschlechtert
Der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, teilte anschließend ,mit, dass sich Benedikts Gesundheitszustand wegen dessen hohen Alters in den vergangenen Stunden verschlechtert habe. Doch sei die
Situation "für den Moment unter Kontrolle". Der Papst werde permanent von Ärzten überwacht, sagte er. Papst Franziskus habe Benedikt sofort nach der Generalaudienz besucht.
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Seit seinem Rücktritt 2013 lebt er relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan. Vor seinem Pontifikat war Benedikt langjähriger Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Wächter über die katholische Lehre gewesen.
Zuletzt hieß es seit Monaten, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne. Geistig aber sei er den Umständen entsprechend fit. In unregelmäßigen Abständen empfing Benedikt, der von seinem langjährigen Wegbegleiter Georg Gänswein sowie Ordensschwestern betreut wird, auch noch Besuch.
Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte im oberbayerischen Bad Tölz bei der diözesanen Eröffnung der Sternsingeraktion 2023, er kenne die Nachricht über den Zustand Benedikts. "Aber für uns gilt, dass wir im Gebet verbunden sind." Er habe Benedikt im September zuletzt gesehen.
"Die Lage ist sicher sehr ernst", sagte Benedikts langjähriger Weggefährte und Theologe Wolfgang Beinert. "Bei einem Mann, der auf die 100 zugeht, ist das aber nicht überraschend." Bis zum Jahresanfang habe er noch Briefkontakt zu Benedikt gehabt, sagte der emeritierte Theologie-Professor. Auf ein Schreiben zu dessen Geburtstag im April habe er aber nicht mehr geantwortet.
Benedikt - der selbst gar nicht Papst werden wollte - hatte es als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, des "Jahrhundert-Papstes" Johannes Paul II., nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der scheue Intellektuelle keinen Draht gefunden. Als er fünf Jahre im Amt war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht.
Sehnt sich nach dem Tod
Sein Biograf Peter Seewald (68), welcher den Papst zuletzt im Oktober sah, erzählt, dass sich der emeritierte Papst in einem letztem Brief nach seinem "Heimgang" wähnte, wie "Bild"-Zeitung berichtet. Dennoch sei der Papst geistig völlig klar.
Quelle: dpa