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Schaulaufen der Radikalen - Trumps Fanclub trifft sich bei Washington

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Fast alle sind gekommen, um einen zu sehen: Donald Trump. Er ist der Stargast - und tritt erst ganz zum Schluss auf. Doch auch an den Tagen zuvor dreht sich auf der rechten CPAC-Konferenz vieles um ihn und seine Anhänger. Kritiker haben es schwer.

Nikki Haley möchte Präsidentin der USA werden. Wenn man nach dem Applaus im Publikum bei einer Konferenz Rechtskonservativer in der Nähe der US-Hauptstadt Washington geht, dürfte das eher nicht passieren. Am lautesten klatschen die Menschen am Freitag (Ortszeit) dort, als die ehemalige UN-Botschafterin sagt: «Amerika ist kein rassistisches Land.» Oder: «Wenn ich Präsidentin bin, werden wir aufhören, Staaten, die uns hassen, Geld zu geben.» Greift die 51-jährige Republikanerin indirekt Ex-Präsident Donald Trump an, ist das Schweigen in dem etwas mehr als die Hälfte gefüllten Saal fast greifbar. Die Menschen dort haben andere Idole - und sie sind vor allem für einen gekommen: Trump selbst.

Die «Conservative Political Action Conference» (CPAC) ist eine regelmäßige Konferenz von Konservativen. Gemäßigte Töne werden dort allerdings nicht angeschlagen - das Treffen ist mittlerweile ein Sammelbecken für Rechtsnationale, Verschwörungstheoretiker und die religiöse Rechte. Auf der Rednerliste stehen Radikale wie die republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene, Rick Scott oder Lauren Boebert. Rief im vergangenen Sommer bei der Konferenz in der US-Metropole Dallas noch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zum Kampf gegen liberale Werte auf, wird nun an diesem Samstag Brasiliens rechter Ex-Präsident Brasiliens Jair Bolsonaro erwartet.

Potenziell aussichtsreichere Trump-Rivalen im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei den Republikanern wie Floridas Gouverneur Ron DeSantis oder Ex-Vize Mike Pence lassen sich dort nicht sehen. Haleys Auftritt sticht daher heraus. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaats South Carolina hat vor gut zwei Wochen ihre Bewerbung für die Kandidatur öffentlich gemacht, sie ist damit die erste prominente Herausforderin Trumps. Als sie den Saal betritt, stehen die Menschen auf und applaudieren. Das wirkt aber eher wie eine höfliche Geste, weniger wie pure Leidenschaft. Erneut fordert sie Kompetenztests für ältere Politiker, spricht viel über Außenpolitik und versucht, mit dem Thema Kulturkampf den Sound der Konferenz zu treffen.

«In unserer Welt ist sie so etwas wie Establishment», sagt Regina aus der Stadt Zionsville im Bundesstaat Indiana. Die glühende Trump-Anhängerin trägt eine blaue Sonnenbrille, die Gläser haben die Form von Sternen - das Outfit ganz im Stil der US-amerikanischen Flagge in Rot und Weiß. Haley habe erst hinter Trump gestanden, jetzt trete sie gegen ihn an. «Das ist schon irgendwie misslich», sagt Regina. Sie und ihre Freundin hätten absichtlich den Saal verlassen, als Haley auf die Bühne kam. Die wolle vielleicht einfach Vizepräsidentin werden, spekuliert sie - so wie viele andere Besucher der Konferenz. Dann ist sie aufgeregt, denn die ultrarechte Abgeordnete Greene läuft vorbei. Diese scheint es eilig zu haben, keine Zeit für ein Foto, Regina steckt ihr Handy wieder weg.

Das Publikum ist hier anders als im beschaulichen Charleston, wo Haley ihren Wahlkampf im Februar gestartet hat. Dort war der Ton gemäßigter. Bei der CPAC hingegen zeigen sich viele Besucherinnen und Besucher im Gespräch überzeugt von Trumps Lüge der gestohlenen Wahl. Es gibt Verschwörungstheorien über Corona zu hören, Maga-Kappen und Trump-Shirts inklusive. Die Partei wirkt gespalten, steht aber weitgehend immer noch hinter Trump. Haleys Umfragewerte sind im einstelligen Bereich, Trump führt. Auch Trumps früherer Außenminister Mike Pompeo gilt als möglicher Herausforderer - und spricht kurz nach Haley auf der CPAC. Aber wirklich gefährlich werden kann Trump wohl nur DeSantis, der in Florida in einer Tour Gesetze auf den Weg bringt, die Minderheiten diskriminieren.

Er lässt sich im Trump-Fanclub bei der CPAC nicht sehen. Dort jagt unterdessen ein Extrem das Nächste. Es werden wie auch in der Vergangenheit T-Shirts verkauft, auf denen Biden mit Hitler-Bart zu sehen ist. «Nicht mein Diktator» steht darauf. Auf der Bühne wird gegen Transmenschen und den angeblich dementen US-Präsidenten Joe Biden gehetzt. Weitere Hassfigur: der demokratische Senator John Fetterman, der sich wegen Depressionen in eine Klinik hat einweisen lassen. Ebenfalls nicht gut gelitten ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die finanzielle Unterstützung für Kiew solle lieber für das «eigene Volk» ausgegeben werden.

Knapp 300 US-Dollar (rund 280 Euro) kostet das Ticket für die mehrtägige Konferenz, etliche Zusatzveranstaltungen schlagen extra zu Buche. Anreise und Unterbringung kommen noch mal oben drauf. Vielen ist es das dennoch wert. Auch wenn Regina aus Indiana moniert, dass das Ganze schon sehr teuer und schlecht organisiert sei. Wie für Trump-Veranstaltungen häufig üblich, wird auch die Presse gern etwas gegängelt. Medienvertreterinnen und -vertreter dürfen am Freitag nicht mehr auf einem der vielen freien Stühle im Saal sitzen. Für sie ist ein abgesperrter Pressebereich gedacht, in dem viel zu wenig Platz ist - und für viele nur der Fußboden bleibt. Dass niemand die Regeln bricht, wird streng und bestimmt überwacht.

Für Jim ist die CPAC eine gelungene Veranstaltung, er trifft dort Gleichgesinnte. Im Prinzip gehe es gerade in den USA um Gut gegen Böse, sagt der ältere Mann aus dem Bundesstaat Virginia. Biden - der sei doch dement und einfach nur gesteuert von Ex-Präsident Barack Obama. Und dann erzählt er fast beiläufig, dass er am Tag der Kapitol-Attacke vor gut zwei Jahren auch vor Ort in Washington war.

«Ich hab mir verschiedene Redner angeguckt, wartete auf die Rede von Trump», schildert er. Es habe eine «gute Energie» gegeben, alle seien sauer wegen der Wahl gewesen. Irgendwann vor Beginn der tödlichen Krawalle sei er aber gegangen. Doch er ist sicher: Es gebe eine Menge Filmmaterial, das zeige, dass die Polizei Tränengas und andere Dinge in die Menge geschossen habe und die Menge aufgewühlt habe. Mit der Meinung ist er auf der CPAC nicht allein. Und wäre er damals Tag mit zum Kapitol marschiert? «Meine Frau war besorgt. Sie sagte: Pass auf, misch dich nicht ein.»

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