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Viren-Flut: Corona hat unser Immunsystem geschwächt

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Eine riesige Viruswelle rollt über Deutschland. Aktuell sind über neun Millionen Menschen in Deutschland an Atemwegsinfektionen erkrankt. 

Nach zwei Jahren "Corona-Pause" sind die Erkältungswellen zurück – und das stärker als je zuvor. Nie waren in Deutschland so viele auf einmal krank. Vor allem die Grippe sowie bei Kindern RS-Viren sorgen landesweit für viele Infektionen.

"So etwas noch nicht erlebt"

Gegenüber der "Rheinischen Post" schlägt Intensiv Mediziner Christian Karagiannidis bereits Alarm: "Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt". In vielen Regionen gebe es so gut wie keine freien Intensivbetten mehr. Hauptproblem seien nicht mehr Corona-Infektionen. "Derzeit kämpfen wir gegen sehr breitgefächerte Krankheitsbilder: Grippe, RS-Virus, Corona und andere Atemwegserkrankungen, dazu die üblichen Notfälle."

Besonders Kinderkrankenhäuser sind zurzeit unter Druck. Dazu häufen sich krankheitsbedingte Personalausfälle. Erschwerend kommt dazu, dass es bei Medikamenten, insbesondere bei fiebersenkenden Mitteln, zu Engpässen kommt. 

Die beispiellose Erkältungswelle zeigt sich auch in den Statistiken für akute Atemwegsinfektionen:

Viren-Flut: Corona hat unser Immunsystem geschwächt
© RKI
× Viren-Flut: Corona hat unser Immunsystem geschwächt

"Nachholeffekt"

Aber warum fällt die Viren-Welle nach zwei Corona-Jahren so stark aus? Klaus Stöhr spricht im Interview mit der "Welt" von einem ''Nachholeffekt''. Durch Masken und Corona-Maßnahmen hätten die Menschen kaum natürliche Immunität aufgebaut. Erwachsene würden sich sonst alle paar Jahre mit einen Atemwegserreger infizieren und den Immunschutz immer wieder aufbauen. Kinder infizieren sich noch deutlich öfter. Deswegen seien gerade vor allem sie so stark betroffen. Dieses Aufbauen auf die natürliche Immunität sei in den letzten beiden Jahren nicht passiert, so Stöhr.

Kinderärzte-Chef Thomas Fischbach zur "BILD": "Bis zum Alter von 2 Jahren hatten normalerweise etwa 80 Prozent der Kinder Kontakt mit dem RS-Virus.“ Wegen Kontaktverbot, Masken, Kita-Schließungen sei dies ausgeblieben. „Dadurch haben sich ganze Jahrgänge aufgestaut, die jetzt reihenweise erkranken. Insbesondere für kleine Kinder ist das gefährlich, für Frühgeborene und Vorerkrankte lebensgefährlich.“ 

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