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Gerald Grosz

Die Frage ist doch: Wem nützt es?

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Ein Kommentar von Polit-Blogger und de24live-Kolumnist Gerald Grosz.   

Die entscheidende Frage lautet doch immer: Wem nützt es? Wem nützt die Tatsache, dass Europa und insbesondere Deutschland keinerlei Gas aus Russland mehr bekommen, am Trockenen sitzt? Richtig, es nützt Jenen, die anstatt des bisherigen Lieferanten sofort liefern und anstatt der Russen gute Geschäfte machen.

Wem nützt also die verdeckte Sprengung einer Gaspipeline nach Europa und damit die technisch definitiv herbeigeführte Unterbrechung der Gaslieferungen auf Dauer? Richtig, dem der sich in Zukunft sicher sein kann, dass von Russland kein Gas mehr kurz- wie mittelfristig fließt, sondern vierfach teureres Frackinggas aus den USA eingekauft werden muss.

Also ist der Täter recht rasch nach dem jahrtausendealten gängigen und meist richtigen Prinzip cui bono „wem nützt es“ dingfest zu machen. Ausgerechnet ein anerkannter Investigativjournalist aus den USA, der große Skandale aufdeckte, mit internationalen Preisen überschüttet wurde, stellt nun die naheliegende These weltöffentlich auf, wonach die USA und ihre NATO-Verbündeten für die unterirdische Sprengung von Nord-Stream verantwortlich wären.

Einige Tage reagierte das Establishment überhaupt nicht. Man solle diese Vorwürfe doch aussitzen, nicht einmal reagieren. Dann dämmerte es den Eliten langsam, dass die Meldung sich doch wie ein Lauffeuer um den Globus verbreitete und es wurde rasch dementiert. Aber nur halbherzig. Und um dem ewigen Ablauf solcher Fällen gerecht zu werden, wurde der Überbringer der schlechten Nachricht, also der international bis vorige Woche noch gefeierte Journalist, als übler Verschwörungstheoretiker, nicht ernst zu nehmender, alter, seniler Schreiberling diffamiert und seine Erkenntnis damit neutralisiert.

Die Horde der Lemminge ist zufrieden, die NATO-hörigen Knechte in Deutschland und Europa wieder glücklich. Denn es macht doch wirklich keinen schlanken Fuß, dass ausgerechnet der Verbündete der Marionetten in Berlin deutsches Volksvermögen am Boden der Nordsee zerstört. Es macht doch wirklich kein gutes Bild für eine deutsche Bundesregierung, die wenige Stunden nach den Sprengungen laut in Richtung Moskau rief: „Haltet den Dieb“.

Bis auf die Bürger, die nun über vierfach höhere Gaspreise klagen, über die Vernichtung ihres bisherigen Wohlstandes trauern, im täglichen sozialen Überlebenskampf zu scheitern drohen, sind alle anderen glücklich. Die US-Gasindustrie, weil sie statt Russland Geschäfte macht. Die deutsche Bundesregierung, weil sie diese Geschäfte durch ihr Stillschweigen möglich macht. Das jeweilige Regierungsmitglied, weil es sich nach seinem Ausstieg aus der Politik über einen guten Job im Nahbereich der USA freuen kann.

Und der Rest des gleichgeschalteten Kollektivs, weil sie laut „Putin ist schuld“ rufen können. Wäre da nicht die Logik der Menschen und die Erkenntnisse eines unangenehmen Journalisten. 

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